CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach sich in einem Gastbeitrag in der Welt am Sonntag für eine Abwrackprämie für Ölheizungen aus. Das solle den deutschen CO2-Ausstoß mildern helfen. Zur Nachhaltigkeit gehöre neben der „schwarzen“ nun eine „grüne Null“. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Ist die Abwrackprämie aktiver Klimaschutz oder nutzlose Luftnummer? Ein Überblick.
Heizungen sind mehrheitlich zu alt und ineffizient
Von begeisterter Befürwortung über verhaltene Skepsis bis hin zur resoluten Ablehnung reichten die Antworten auf den Vorstoß. Dass der deutsche Heizungsbestand in Sachen Klimaschutz einen gewissen Optimierungsbedarf aufweist, beklagt nicht nur die Heizungsbranche schon seit Langem zu Recht.
Von knapp 20,7 Millionen Wärmeerzeugern sind knapp 11,9 Millionen Kessel alte Heizwertkessel (Konstant- oder etwas neuere Niedertemperaturkessel), die aktuellen Standards an Energieeffizienz oder Emissionsreduktion die kalte Schulter zeigen. Von diesen 11,9 Millionen Heizwertkesseln werden 4,8 Millionen mit Heizöl befeuert. Das Heizen selbst ist für knapp ein Zehntel der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich (Bundesumweltministerium, „Klimaschutz in Zahlen 2018“ PDF). Ausreichendes Sparpotential für eine Abwrackprämie ist also vorhanden und die Technologie zur Einhaltung der Klimaziele ist da.
Während kaum jemand auf dem aktuellen Stand der Diskussionen bestreiten würde, dass die Emissionsminderung tief und schnell erfolgen muss, gibt es über den richtigen Weg dorthin kaum Einigkeit.
Fragen zur Abwrackprämie für Ölheizungen
Ist die Ölheizung ein Auslaufmodell wie in Dänemark oder weiter ein wichtiger Baustein im Wärmemarkt?
Viele Fragen sind noch offen. Soll die Abwrackprämie den Austausch einer Ölheizung hin zu einem anderen System fördern? Genug Alternativen stehen bereit: Wärmepumpen, Gasbrennwertheizungen, Pelletheizungen oder Hybridsysteme mit Solarthermie sind lange erprobt und erfolgreich am Markt. Oder soll es darum gehen, eine neue Ölheizung, wenngleich mit Brennwerttechnik und Solarunterstützung, zu fördern?
Beide Varianten finden ihre Unterstützer: das Institut für Wärme und Öltechnik (IWO) geht davon aus, dass mit modernen Solar-Brennwertsystemen die Klimaziele von 2030 auch so erreichbar seien (aktuell werden solche Systeme durch die KfW-Bank gefördert). Nähme man zusätzlich noch synthetische, klimaneutrale Brennstoffe hinzu sei auch das Klimaziel 2050 in Reichweite.
Technologiespezifisches Abwracken sei der falsche Weg, wichtig seien die absoluten Einsparungen an CO2. Das käme auch ländlichen Regionen entgegen, in denen kaum bezahlbare Alternativen zur Ölheizung vorhanden seien.
Warum nur Ölheizungen?
Kritiker bemängeln den Fokus der angedachten Abwrackprämie auf die Ölheizung. Neben den 4,8 Millionen Öl-Heizwertkesseln fristen weitere 7,1 Millionen gasbefeuerte Heizwertkessel ihr trauriges Dasein in unseren Kellern. Ein ebenso fossiler Brennstoff wie Heizöl, wenngleich durch die aktuelle Power-To-Gas-Diskussion evtl. auch hier eine Verbesserung der Klimabilanz erfolgen könnte.
Der Chef des Bundesverbandes der deutschen Heizungsindustrie (BDH) schlug daraufhin in einem Folgeartikel in der WELT vor, eine Abwrackprämie auf alte Heizungen generell auszuweiten. Außerdem läge knapp die Hälfte aller alten Ölheizungen in „gasberohrtem Gebiet“, die entsprechenden Kessel könnten also schnell durch moderne Gasbrennwertkessel ausgetauscht werden, was trotz der weiterhin fossilen Befeuerung zu merklichen CO2-Einsparungen führen würde.
Fördern oder lieber direkt kaltstellen?
Von der Ausgestaltung der Prämie abgesehen steht auch das Instrument selbst unter Beschuss: Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, kritisierte die Abwrackprämie für Ölheizungen. Deutschland habe mit Abwrackprämien schlechte Erfahrungen gemacht, sagte Buschmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Bei Autos etwa wurden nicht zusätzliche Investitionen stimuliert, sondern nur ohnehin geplante vorgezogen.“
Ist Freiwilligkeit überhaupt eine ausreichende Motivation?
Die Grünen wiederum sehen die Grenzen der Freiwilligkeit erreicht. Der Vorsitzende Habeck sagte im Deutschlandfunk, er begrüße zwar den Vorschlag einer Abwrackprämie für Ölheizungen. Gleichzeitig fördere die Bundesregierung aber den Bau neuer Ölheizungen mit bis zu 3.000 Euro. Die Co-Vorsitzende Baerbock forderte im NDR-Hörfunk, dass nur noch umweltfreundliche Heizungen gefördert werden dürften. Kramp-Karrenbauer setze nur auf Anreize.
Fazit: es verbleibt vorerst bei der Absichtserklärung
Wir sehen, es gibt noch viel zu klären. Von der bloßen Ankündigung abgesehen verbleibt die konkrete Ausgestaltung noch im Dunkeln und es ist noch zu früh, um ein Fazit zu ziehen. Selbst wenn es zu einer rasanten Einigung kommen sollte, muss man bedenken, dass im SHK-Handwerk bereits jetzt die Kapazitäten knapp und die Auftragsbücher gut gefüllt sind. Wer auf eine schnelle Lösung hofft, sollte sich ohnehin gedulden. Wir haben an dieser Stelle schon einmal über eine Abwrackprämie für alte Heizkessel berichtet. Der Beitrag datiert auf den 04. Dezember 2012.