Vorstellung der Mini-Biogasanlagen
Der starke Einsatz des Fachverbands Biogas für „die Kleinen“ unter den Biogasanlagen hat zur Aufnahme der neuen Leistungsklasse in das novellierte EEG 2012 geführt.
Zu diesen Kleinstanlagen der Biogaslandschaft werden alle Anlagen mit einer Leistung von maximal 75 Kilowatt gezählt. Der Betreiber einer solchen Mini-Biogasanlage kann sich mit 25 Cent pro Kilowattstunde über den höchsten EEG-Fördersatz freuen, der bisher im Bioenergiebereich gezahlt wurde. Das bedeutet leider noch nicht, dass eine Mini-Biogasanlage automatisch eine goldeselartige Maschine ist, die Gülle in Geld verwandelt. Der hohe Fördersatz ist notwendig, um den Bau und wirtschaftlichen Betrieb der zwischen 300.000 bis 700.000 Euro teuren Anlagen erst zu ermöglichen. Die Vorstellung, dass organische Reststoffe in Wärme, Strom, Wirtschaftsdünger und Geld umgewandelt werden, ist aber prinzipiell richtig. Mini-Biogasanlagen unterstützen den schnellen Aufbau einer autarken und regenerativen Energieversorgung für Gemeinden und schließen regionale Stoff- und Energiekreisläufe.
Für wen sind die 75 kW Biogasanlagen interessant?
Mini-Biogasanlagen sind als Reaktion auf die Kritik an der Bioenergie vom Gesetzgeber aufgenommen worden. Sie setzen einen wichtigen Impuls für mehr Dezentralität innerhalb der Biogaslandschaft, sollen anfallende Reststoffe effizienter nutzen und der Vermaisung der Landschaft entgegenwirken.
Eine zentrale Forderung des EEG 2012 an die Mini-Biogasanlagen ist, dass sie zu 80 Prozent mit dem Einsatzstoff Gülle betrieben werden müssen, um den hohen Fördersatz zu erhalten. Die Kopplung des Fördersatzes an die Verwendung von tierischen Reststoffen engt den Kreis der Interessenten auf Personen oder Gemeinden ein, bei denen diese Substrate kontinuierlich anfallen. Milchviehbetriebe, eine Rinderzucht oder eine Schweinemast sind ideale Kandidaten für den Bau einer Mini-Biogasanlage. Die minimale vorhandene Anzahl an Tieren sollte bei einer 75 kW Mini-Biogasanlage bei 400 bis 500 Großvieheinheiten (GVE) liegen.
Da zum Betrieb einer Mini-Biogasanlage auch der Betrieb eines Mini-BHKW gehört, ist der Wirkungsgrad bei der Verstromung des produzierten Biogases nicht ganz so hoch, wie bei größeren Biogasanlagen. Deshalb gehört zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Konzept für eine Mini-Biogasanlage die möglichst vollständige Nutzung aller gewonnenen Produkte. Der finanzielle Knackpunkt jeder Kleinstanlage liegt vielen Fachleuten zufolge in der umfassenden Nutzung der anfallenden Wärme, welche direkt vor Ort oder zumindest in der Region eingesetzt werden sollte. Nahwärmenetze und Wärmepumpen können eine sinnvolle Ergänzung beim Bau von Mini-Biogasanlagen sein, um vorhandene Ställe zu Beheizen/ zu Kühlen oder Trocknungsprozesse zu unterstützen.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die 75-kW-Anlagen viel Platz für unternehmerische Kreativität lassen und sie die Nutzung der mittleren Gülleströme in Deutschland revolutionieren können. Das Potential von Partnerschaften zum Aufbau von regionalen Win-Win-Situationen macht die Kleinstanlagen auch in Bezug auf die Stärkung einer Gemeinde interessant.
Dieser Artikel wurde uns dankenswerterweise als Gastartikel von Ron Kirchner zur Verfügung gestellt. Mehr von Ron Kirchner zum Thema Mini-Biogasanlagen und alles rund um das Thema „Bioenergie“ finden Sie auf seinem Bioenergie-Blog BiomassMuse.
Grafik: © Agentur für Erneuerbare Energien