Heizen wird immer teurer, egal ob Strom, Gas oder Heizöl. Kein Wunder, dass immer mehr Hausbesitzer ergänzend zum Kaminofen greifen. Er ist umweltfreundlich, denn er lässt sich mit dem einzigen schnell nachwachsenden Brennstoff betreiben; Holz. Doch was bei Neubauten nur eine Sache der richtigen Auslegung des Schornsteins ist, ist bei Altbauten oft viel komplexer.
Kann man einfach einen Ofen kaufen und an seinen alten Schornstein anschließen? Leider nicht, denn vorher sollten viele Schritte beachtet werden.
Ein Schornstein als Kabelschacht
Einen alten Kamin neu in Betrieb zu nehmen ist eine Sache, die nicht gerade den Selbermacher bevorteilt. Als Heimwerker kann man nur wenig tun. Doch los geht die Arbeit mit einer Jedermanns-Arbeit: Gesucht werden Steckdosen oder Lichtschalter, die sich im Umfeld des Schornsteins befinden.
Dahinter steckt eine Sicherheitsmaßnahme: Häuser, die gebaut wurden, als Zimmeröfen Normalität waren, wurden später, als sich Zentralheizungen durchsetzten, häufig nachgerüstet. Die Kaminschächte wurden gern als Kabelschacht zweckentfremdet. Nicht nur eine elektrotechnisch schwierige Unart, sondern auch ein Problem für eine Neunutzung im ursprünglichen Sinn. Wo vielleicht dicke Kabelstränge durch den Schornstein laufen, dürfen keine heißen Abgase durchziehen.
Falls man rings um den Schornstein auf allen Stockwerken keine Steckdosen findet, ist das jedoch keine Entwarnung. Die gibt es erst, wenn man sich mit einem Taschenspiegel und einer guten Taschenlampe an die Schornstein-Reinigungsöffnungen auf dem Dachboden und/oder im Keller begibt: Öffnen, Spiegel hineinhalten und leuchten. Mit etwas Glück kann man das Schornsteininnere in seiner ganzen Länge begutachten und Kabel direkt erkennen. Werden Kabel entdeckt, muss der Elektriker kontaktiert werden, um diese umzulegen. Findet man keine, ist der Schornsteinfeger der Ansprechpartner. Den für den Wohnort zuständigen findet man über die zentrale Suche des Schornsteinfegergewerbes.
Problemfall Versottung
Der Schornsteinfeger wird eine Kamera mit beweglichem Kopf, Scheinwerfer und einem langen Kabel mitbringen, dem Schornstein-Endoskop. Damit wird er das Innere einer gründlichen Begutachtung unterziehen.
Kamine sind gemauert. Die hindurchströmenden Gase, der Ruß und dessen Reaktion mit natürlicher Luftfeuchtigkeit und Regen ergeben eine aggressive Mixtur, die im Endstadium zur gefürchteten Versottung wird. Praktisch immer hat der frühere Betrieb zumindest den Mörtel zwischen den Steinen stark mitgenommen. Würde man den Schornstein künftig fegen, würde die Bürste immer mehr davon entfernen. Die Wandstärke des Schornsteins sänke und die Gefahr durch Hitzeschäden stiege.
Man darf sich daher darauf einstellen, dass der Schornsteinfeger das Einbringen eines Einsatzrohrs fordert.
Fachmänner auf dem Dach
Ein solches Einsatzrohr besteht aus Metall, wird in den Schornstein eingesetzt und zur eigentlichen Abgasleitung. Der Schornstein selbst ist dann nur noch die Verkleidung für die metallisch glänzenden Rohre.
Für diesen Job müssen Profis her. Zunächst wird ein Außendienstmitarbeiter vorbeikommen, der sich die Sachlage anschaut: Möglicher Durchmesser des Rohreinsatzes, geplante Anschlussstelle des Ofens, seine rechnerisch mögliche Leistung. Mit seinen Daten darf man sich nun auf Einkaufstour begeben und einen Kaminofen besorgen – mit einer Leistung zwischen fünf und acht Kilowatt ist man für ein Einfamilienhaus bestens bedient und wird bei offenen Türen mindestens das ganze Stockwerk beheizen können.
Für den großen Tag empfiehlt es sich, den Ofen und seine feuerfeste Bodenplatte bereits zuhause zu haben. Dann können die Handwerker alles in einem Abwasch erledigen: Zunächst werden die Löcher für den Ofenanschluss und die neuen Wartungsklappen in die Schornsteinwand gestemmt. Dann kommt das Abgasrohr hinein und oben auf dem Kaminsims wird die alte Öffnung mit einer Wetterschutzplatte verschlossen. Danach wird alles verputzt und der neue Ofen angeschlossen. Zeitaufwand bei einem Einfamilienhaus: Maximal ein Arbeitstag.
Grünes Licht ist erforderlich
Doch so sehr einen der innere Feuerteufel nun reiten mag, man muss sich noch im Zaum halten: Der Schornsteinfeger muss abermals kommen und eine sogenannte Feuerstättenschau nach § 14 durchführen. Einfach ausgedrückt, er prüft, ob
• die Handwerker alle Normen eingehalten haben
• das Rohr und sämtliche Verbindungen korrekt sitzen
• der Ofen so steht, dass seine vorgeschriebenen Abstände zu Wänden und brennbaren Gegenständen eingehalten werden
Dabei muss er genau sein, denn wenn danach etwas passiert, haftet er. Doch keine Panik, Kaminsanierer sind Fachleute, in den meisten Fällen wird er grünes Licht geben und dann darf „Feuer gelegt“ werden.
Vorsicht ist geboten
Allerdings sollte man dabei nicht blindlings vorgehen: Grundsätzlich muss ein brandneuer Ofen vorsichtig angeheizt werden. Wie genau, steht in seiner Anleitung. Auch im Nachgang muss man sich an einige vernünftige Sicherheitsregeln halten. Das beginnt schon damit, Feuer nur mit Grillanzündern und nicht Papier zu entfachen. Immer sollte der Ofen mit ausreichender Luftzufuhr betrieben werden, da sich sonst dicke Rußschichten bilden und die Gefahr von Kaminbränden steigt. Wenn der Schornsteinfeger sich künftig für einen Putztermin anmeldet (je nach Nutzungshäufigkeit ein- bis zweimal jährlich), sollte man ihn direkt wahrnehmen, auch wenn es einige Euro kostet.
Hält man sich an all das, kann man seinen „neuen-alten“ Schornstein samt Ofen unbesorgt genießen und sich über eine angenehme Wärme, lodernde Flammen und ein reines Umweltgewissen freuen.
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