Die zentrale Entwurfsidee für ein privates Wohnhaus bestand darin, durch fließende Übergänge zwischen innen und außen den angrenzenden Naturraum ganzjährig erlebbar zu machen. Neben großflächigen, über Eck laufenden Fensterbändern findet dieses durchgängige Konzept seinen überzeugendsten Ausdruck in einem großzügigen Wohnwintergarten. Er verbindet in Form und Ausführung gestalterische Individualität mit höchster Funktionalität und energetischer Sinnhaftigkeit.
Achim Fischer ist der Überzeugung, dass es sich nachhaltig lohnt, private Bauherren an eine moderne, ökologische Bauweise heranzuführen. Im Fall eines Einfamilienhauses für eine junge Familie in der Nähe von Coburg kam es zu einer solchen schrittweisen Annäherung, obwohl die Wunschvorstellungen der Auftraggeber zunächst auf einen eher traditionellen Baustil abzielten. Als überzeugter Vertreter der architektonischen Moderne entwickelte Fischer gemeinsam mit den Bauherren eine Lösung, die Transparenz und Funktionalität mit regenerativem Energieeinsatz verbindet und eine zeitgemäße, nicht minder wohnliche Alternative zu klassischen Baustilen bietet.
Durchgängiges Konzept
Vor allem von der Durchgängigkeit des architektonischen Konzeptes ließen sich die Bauherren letztlich überzeugen. Sie sieht eine optische und funktionale Trennung von Innen- und Außenraum vor – großflächige, über Eck laufende Fensterflächen bieten rundum Perspektiven auf die umliegende Landschaft, ein Wohnwintergarten macht die Natur ganzjährig erlebbar, und großzügige Türöffnungen vom Wohnraum und vom Wintergarten lassen in der warmen Jahreszeit die Übergänge von innen nach außen vollständig schwinden. Die energetisch günstige kubische Form des in massiver Ziegelbauweise mit Wärmedämmung erstellten Haupthauses sollte in ihrer Schlichtheit durch formale und baustoffliche Kontraste aufgebrochen werden. Den wesentlichen Beitrag hierzu leisten das Pultdach und der Wohnwintergarten.
Dach und Wintergarten schaffen Kontraste
Das in Titanzink gedeckte Pultdach liegt nicht einfach auf dem weißen Baukörper des Haupthauses auf, sondern wurde auf einem Sockel aus lasiertem Kiefernholz platziert. Naturholzstreifen gleicher Qualität tauchen in einem vertikalen Band an der Nordseite des Hauptgebäudes nochmals auf – dort rahmt das Holz über beide Geschosse die Fensterelemente. Der Wohnwintergarten wurde als schräg gestellter Kubus so vor die Südseite gesetzt, dass seine Dachneigung von 7° und auch die geneigte Frontfassade den Dialog mit dem holzverkleideten Pultdach aufnehmen. So entstehen spannende Materialkontraste zwischen Glas, Stahl und Aluminium im Erdgeschoss, der anschließenden weißen Fassade und dem darüber liegenden Dach. Zugleich mischen sich die Baustoffe auf allen Ebenen durch den Einsatz von Naturholzböden im Wintergarten, Aluminium-Fensterelementen in der Hauptfassade und Titanzink-Elementen im Dachbereich.
Öffnung zur Natur
Damit der umfangreiche Einsatz von Verglasungen nicht zulasten der Energiebilanz geht, wurden durchgängig Dreifach-Isolierverglasungen in hoch wärmegedämmten, dennoch schmalen Aluminium-Rahmenkonstruktionen verbaut. Sämtliche Fenster und auch die Wintergartenverglasungen basieren auf dem System Schüco AWS 75.SI, dessen Wandlungsfähigkeit durch die formale und funktionale Vielfalt sowie einem breitem Profilsortiment mit Designsystemen bei unterschiedlichsten Öffnungs- und Beschlagvarianten zum Ausdruck kommt. Die an allen vier Seiten um die Gebäudeecken laufenden Fenster veranschaulichen die zentrale Entwurfsidee des Wohnens in allen Nutzungszonen.
Funktional vollständig in den Wohn- und Essbereich integriert ist der rund 32 m² große Wohnwintergarten, dessen Dach und schräge Oberlichter als Schüco Aufsatzsystem ausgeführt wurden und auf einer Stahlkonstruktion ruhen. Die Felder unterhalb des horizontal verlaufenden Stahlprofils integrieren eine Reihe von unterschiedlichen Öffnungsflächen. Die schräge Tür seitlich der geneigten Fassade stellt eine Sonderkonstruktion auf Schüco Systembasis dar, ebenso wie das schwimmend in die Festverglasung integrierte Blockfenster in Dreifach-Isolierglasausführung. Großflächig öffenbar ist der Wintergarten durch den Einsatz der Hebe-Schiebetüranlagen Schüco ASS 70.HI sowie einer PASK-Tür auf Basis der Profilkonstruktion Schüco AWS 75.SI. PASK steht für Parallel-Abstell-Schiebe-Kipp, einer Kombination aus Schiebetür und Dreh-Kippfenster. Vor allem die Schiebeelemente stellen in den warmen Jahreszeiten die Übergangslosigkeit zwischen Wohnraum, Terrasse und Außenflächen her.
Eine bewusst massiv ausgeführte, weiße Nordwand gibt dem Wintergarten optisch Halt, indem sie ihn auch materiell an die Fassade des Haupthauses anbindet. Diese Wand setzt sich über die Grenzen des Wintergartens hinaus in Gestalt eines Torelementes in den Freiraum fort.
Anspruchsvolle Detaillösungen
Die Neigungen von Wintergartendach sowie einer der Glasfassaden bedeuteten erhöhte planerische und fertigungstechnische Anforderungen. In enger Abstimmung mit dem ausführenden Metallbaubetrieb, der bedeutenden Einfluss auf die Gestaltung von Fenstern, Türen und Wintergarten hatte, wurden selbst noch während der Bauphase zahlreiche komplexe Details entwickelt. Nicht wenige davon hatten sich aus den asymmetrischen Feldern und der Integration unterschiedlicher beweglicher, öffenbarer Elemente ergeben. Durch die intensive Abstimmung und das systemspezifische Know-how des Metallbauers ist es letztlich gelungen, ein weitgehend durchgängiges Profilraster sowie eine harmonische Feldaufteilung über alle Flächen hinweg zu realisieren. Das betraf auch die äußeren Bauteilanschlüsse für die beiden unterschiedlichen Außenbeschattungssysteme – Markisen für Oberlichter und Dach sowie Raffstores für die vertikale und die geneigte Fassadenfläche. Die Raffstores vor den Fensterflächen im Haupthaus wurden elegant in den Vollwärmeschutz integriert.
Viel Mühe gaben sich Architekt und Bauherren auch mit der Feinabstimmung der Baumaterialien und Farben. Die Pulverbeschichtung der Aluminiumprofile wurde in Farbton und Oberflächenstruktur mit der Nasslackierung der Stahlprofile abgestimmt. Naturholzböden und Hölzer für Dach und Terrasse wurden in ihren Tönen harmonisiert, im Außenbereich nehmen Natursteinkörbe und Basaltsplit den Anthrazitton der Fenster- und Wintergartenprofile auf – außen wie innen stehen alle Materialien im lebhaften Dialog miteinander.
Elektronische Beschläge und Systemtüren
Zur Automatisierung der Zuluftsteuerung kommen im Wintergarten und, wegen der erschwerten Zugänglichkeit im Treppenhaus, die komplett verdeckt liegenden mechatronischen Beschläge Schüco TipTronic zum Einsatz. Darüber hinaus sind alle Öffnungselemente mit Verschlussüberwachungskontakten ausgestattet. Ein Panel mit LED-Anzeigen für die Verschlusskennzeichnung informiert im Eingangsbereich zentral über den Öffnungszustand der beweglichen Elemente. Zwei Türsysteme im Haupthaus sind aufgrund ihrer besonderen Funktionen erwähnenswert. So wurde als Eingangstür das System Schüco ADS 75.SI mit SafeMatic Schloss gewählt. Das Schloss löst bei jedem Schließen oder Zuziehen der Tür automatisch eine Mehrfachverriegelung aus. Überdies wurde die Tür mit einer biometrischen Zugangskontrolle zum Öffnen per Fingerabdruck ausgestattet. Besondere Brandschutzanforderungen an den hausinternen Durchgang aus der Erschließungszone in die Garage wiederum machten dort den Einbau eines T 30-Feuerschutzabschlusses notwendig (System Schüco Firestop II).
Wärmepumpe und solare Gewinne
Das Energiekonzept für das Einfamilienhaus basiert auf dem Einsatz einer Luft-Wärmepumpe, an die ein durchgehendes Fußboden-Heizsystem angeschlossen ist, das über Raumthermostate einzelne Bereiche individuell regelbar macht. Der durchschnittliche Strombedarf der Wärmepumpe liegt im Betrieb aus der Erfahrung der letzten beiden Jahre bei rund 8.000 kW/h. Bei aktuellen Stromkosten bedeutet das z. Zt. jährliche Energiekosten von moderaten 1.100 Euro für Heizung und Warmwasser. Die gute Isolierung des Massivbaus, der durchgängige Einsatz von Dreifach-Isolierverglasungen und hoch wärmegedämmten Systemen, aber auch die durch den Wintergarten erzielten solaren Gewinne (Ug = 0,6 W/m²K) machen sich hier positiv bemerkbar.
Nach Aussage des Bauherrn lässt sich selbst der vollständig verglaste Wintergarten mit den unmittelbar angrenzenden Wohn- und Kochbereichen ganzjährig mühelos innerhalb der Behaglichkeitsgrenzen halten. Bei Sonne in den kälteren Jahreszeiten seien die solaren Einträge deutlich spürbar, andererseits schützten Beschattung und Lüftungsmöglichkeiten sowie die Dreifach-Verglasung im Sommer sehr wirkungsvoll vor Überhitzung. Insgesamt fühle man sich mit dieser modernen Lösung einfach nur wohl – so das Fazit nach mittlerweile vier durchlebten Jahren mit allen relevanten saisonalen Klima- und Wettersituationen.
Bautafel
- Kurzprofil: Unterkellertes, zweigeschossiges Einfamilienhaus mit 202 m² Wohnfläche (1.345 m² umbauter Raum); Massivbauweise in Ziegel mit 16 cm Wärmedämmung und mineralischem Putz, Pultdach in Holzbauweise und Wohnwintergarten in Stahl-Aluminiumbauweise.
- Architekt: Dipl.-Ing. Arch. Achim Fischer, Ebersdorf
- Verarbeiter: Philipp Metallbau GmbH, Grub am Forst (www.philipp-metallbau.de)
Systemtechnik
- Fenster und Wintergarten: Schüco AWS 75.SI, Beschlagsystem Schüco TipTronic, Hebe-Schiebetüranlagen Schüco ASS 70.HI, Schüco AWS 75.SI PASK, schwimmend integriertes Blockfenster im WG, WG-Dach ausgeführt mit Schüco Aufsatz-Sonderkonstruktion auf Stahlkonstruktion, Haustür: Schüco ADS 75.SI mit SafeMatic Schloss und biometrischer Zutrittskontrolle, Innentür zur Garage: T 30-Brandschutztür Schüco Firestop II. Durchgängig Dreifach-Wärmedämm-Isolierverglasungen mit integriertem VSG-Paket.
- Außenbeschattung mit Markisen (Oberlichter und Dach) und Raffstores, motorisch betrieben, bei den Fenstern im Haupthaus: in den Vollwärmeschutz integrierte Raffstores.
- Heizung: Luft-Wärmepumpe (Stromverbrauch p.a. ca. 8.000 kw/h), vollflächige Fußbodenheizung, über Raumthermostate einzeln geregelt, Kamin im Wohnraum EG.
- Fertigstellung: Frühjahr 2008
Schüco – Systemlösungen für Fenster, Türen, Fassaden und Solar.
Mit seinem weltweiten Netzwerk aus Partnern, Architekten, Planern und Investoren realisiert Schüco nachhaltige Gebäudehüllen, die im Einklang mit Natur und Technik den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Vordergrund stellen. Dabei werden höchste Ansprüche an Design, Komfort und Sicherheit erfüllt, gleichzeitig durch Energieeffizienz CO2-Emissionen reduziert und so die natürlichen Ressourcen geschont. Das Unternehmen mit seinen Sparten Metallbau, Kunststoff und Neue Energien liefert zielgruppengerechte Produkte für Neubau und Modernisierung, die den individuellen Anforderungen der Nutzer in allen Klimazonen gerecht werden. Schüco ist mit 5.000 Mitarbeitern und 12.000 Partnerunternehmen in 78 Ländern aktiv und hat in 2012 einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Weitere Informationen unter www.schueco.de.