Veraltete Fenster sind eine klare Schwachstelle in der Gebäudehülle und können für bis zu einem Viertel der Energieverluste an die Umgebung verantwortlich sein. Eine dicke Dämmung und dichte Fenster mit Mehrfachverglasung senken den Durst einer Heizung drastisch. Dann sind zwar die Brennstoffkosten immer noch hoch, aber die Arbeit, die eine Heizung verrichten muss, sinkt.
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 hat in dieser Hinsicht deutliche Vorgaben gestellt: so müssen bis Ende 2015 oberste Geschossdecken bis zu einem bestimmten Niveau gedämmt werden. Auch alte Standardkessel verschwinden nach dem Willen des Gesetzgebers aus den Heizungskellern. Diese Austauschpflicht für alte Heizkessel greift ab 2015. Wie findet man ein energieeffizientes und umweltschonendes Fenster?
Die energetischen Qualitäten eines Fensters
Die EnEV sagt, dass ein neues Fenster einen maximalen U-Wert von 1,3 aufweisen darf. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) steht bei der Betrachtung der energetischen Qualitäten eines Fensters im Mittelpunkt. Er zeigt, wie viel Wärmeenergie sich durch ein Bauteil in die Außenwelt verabschiedet. Je höher dieser Wert ausfällt, desto mehr Energie geht ungenutzt verloren. Fensterverglasung und Fensterrahmen haben beide einen eigenen U-Wert (Ug-Wert: Verglasung, Uf-Wert: Fensterrahmen, der Uw-Wert bezeichnet das ganze Fenster), der material- und konstruktionsbedingt variiert.
Die drei grundlegenden Rahmenmaterialien Kunststoff, Holz und Aluminium lassen sich relativ knapp zusammenfassen:
- Kunststofffenster sind die preiswertesten Fenster mit einem guten U-Wert, mittelmäßigem Pflegeaufwand und einem guten Lärmschutz.
- Holzfenster haben einen sehr guten U-Wert und Lärmschutz, sind aber pflegebedürftiger und bewegen sich preislich in der Mitte zwischen Kunststoff und Aluminium.
- Aluminium ist das preislich anspruchsvollste Rahmenmaterial und vor allem im gewerblichen Bereich anzutreffen. Rahmen aus Aluminium sind sehr stabil und wartungsarm. Da Aluminium ein guter Wärmeleiter ist, sind die U-Werte allerdings nicht ganz so gut wie im Falle von Holz oder Kunststoff. Zusätzlich gibt es Verbundfenster wie beispielsweise Holz-Aluminium-Rahmen.
Die Verglasungen lassen sich in folgende Gruppen einteilen:
- Fenster mit Einfachverglasung hat die Branche schon lange hinter sich gelassen. Die U-Werte sind um ein Vielfaches höher als bei heutigen Verglasungen und entsprechen den heutigen Standards einfach nicht mehr. Trotzdem sind sie nach Branchenangaben noch in vielen Millionen Rahmen in Deutschland verbaut. Die U-Werte bewegten sich gegen 6.
- Zweifachverglasung ist seit Ende der siebziger Jahre nach dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung im Einsatz. Zwei getrennte Scheiben mit einer dazwischenliegenden Luftschicht lassen weitaus weniger Wärme passieren. Die Doppelverglasung wurde konstant weiterentwickelt und Verbesserungen wie die „warme Kante“, eine Füllung der Scheibenzwischenräume mit Edelgas oder eine spezielle Beschichtung reduzierten die Verluste weiter. Die U-Werte dieser Verglasung lagen zwischen ursprünglich ungefähr 3 und erreichen heute Werte um die 1,5 oder besser. Schon sehr nahe an den Anforderungen der EnEV.
- Dreifachverglasung ist der aktuelle Stand der Technik. Dieser Fenster lassen noch einmal deutlich weniger Wärme entweichen. Im Schnitt liegt ihr U-Wert bei 1,1 und unterschreitet stellenweise die 1 sogar deutlich.
Eine Faustregel besagt: reduziert man den U-Wert um 0,1, so sinkt der Energieverbrauch pro Quadratmeter Fensterfläche um ungefähr einen 1,2 Liter Öl im Jahr.
Rechnet sich ein Fenstertausch?
Das ist wahrscheinlich die Lieblingsantwort für jeden Bauherren, aber: es kommt darauf an. Hat man alte Fenster mit Einfachverglasung oder Kastenfenster, so rechnet sich ein Austausch wirtschaftlich betrachtet durchaus. Bei Fenstern mit Zweifachverglasung sieht die Sache schon komplizierter aus und ein Fachmann sollte sich die Gegebenheiten einmal vor Ort ansehen. Hier finden Sie eine detailliertere Auflistung über Fensterpreise und Hintergrundmaterial zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.
Bei „Ohnehin-Maßnahmen“, also wenn Fenster kaputt gegangen sind oder aufgrund von Altersschwäche ausgetauscht werden, stellt sich diese Frage nicht unbedingt, da sowieso laut Vorgaben der EnEV Fenster mit einem U-Wert von mindestens 1,3 oder besser zum Einsatz kommen müssen (gilt nicht, wenn unter 10% der Gesamtfensterfläche modernisiert werden).
Wirtschaftlichkeit ist nicht alles
Ohne Zweifel sind U-Werte und Wirtschaftlichkeitsanalysen wichtig, aber doch bei weitem nicht alles. Man fragt sich ja bei einem Auto oder einem Schrank auch nicht nach der Amortisationszeit. Komfort und Zusatzfunktionen spielen eine wichtige Rolle. Man sollte sich also fragen: wohne ich an einer vielbefahrenen Straße? Dann sollte eine spezielle Schallschutzverglasung montiert werden. Möchte ich die Sonneneinstrahlung besser nutzen? Dann ist vielleicht eine besonders lichtdurchlässige Verglasung an der Südseite des Hauses eine interessante Wahl.
Und Obacht: beim Einbau neuer Fenster verändert sich die Luftzirkulation innerhalb des Hauses und ist möglicherweise nicht mehr ausreichend. Lassen Sie sich vom Fachmann beraten, ob zusätzliche Maßnahmen wie Fensterlüfter oder eine kontrollierte Wohnraumlüftung vonnöten sind. So verhindern Sie potentielle Schimmelprobleme durch unzureichenden Luftwechsel.
Wie auch bei der Heizung gilt: die Standardlösung gibt es nicht. Es sollte immer eine individuelle Analyse der Gegebenheiten vor Ort stattfinden. So kann der Fachmann eine Lösung entwickeln, die zu dem Gebäude und seinen Bewohnern wirklich passt. Mehr dazu erfahren Sie in der Fenstercheckliste von unserem Partnerportal Daemmen-und-Sanieren.de.
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