Europäischer Forschungsverbund entwickelt Dämmplatten aus Papierabfällen
Dämmplatten im Rahmen des EU-Projekts BRIMEE. Die Dämmplatten bestehen aus nanokristalliner Zellulose, die als Verbundsystem an der Außen- und Innenfassade befestigt werden können. Die Forschungs- und Entwicklungsallianz wird durch das deutsche Fraunhofer-Institut UMSICHT (Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik) und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung unterstützt. Die Dämmplatten haben jedoch eine Besonderheit: bei der Herstellung werden Papierabfälle verwendet.Die Papier- und Zellstoffindustrie kämpft jedes Jahr in ganz Europa mit rund elf Millionen Tonnen Abfällen in Form von Papierfaserschlamm. Dieser Bildet beim Projekt Brimee als Rohmaterial zur Herstellung von isolierenden Schäumen. Die Methode zur chemisch-mechanischen Vorbehandlung und Weiterverarbeitung wurde an der „Hebrew University of Jerusalem“ gemeinsam mit der israelischen Firma Melodea Ltd. entwickelt. „Durch die Vorbehandlung entsteht eine geleeartige Suspension aus nanokristalliner Cellulose. In diesem Prozessschritt lassen sich außerdem zielgerichtet diverse Zuschlagstoffe, sogenannte Additive hinzufügen, beispielsweise zum Flammschutz oder zur Erhöhung der Stabilität.“ sagt Dr. Stephan Kabasci vom Fraunhofer Institut UMSICHT. Im Anschluss an dieses Verfahren wird der Cellulosebrei in eine Form gegeben, eingefroren, entwässert und in vorgefertigte Dämmelemente eingearbeitet. Melodea Ltd. soll durch dieses Verfahren Schaumplatten in der Größenordnung von Postkarten fertigen können.Andere Projektpartner entwickeln die Dämmplatten dahingehend, dass sie in Form eines Verbundsystems zum Einsatz kommen. „Da die Dämmplatten nach dem Baukastenprinzip funktionieren, eignen sie sich besonders gut zur Sanierung von Altbauhäusern“, so Kabasci. „Mit den Bauteilen aus nanokristalliner Cellulose wollen wir sowohl Außen- als auch Innendämmung von Gebäuden auf einfache, flexible und stabile Weise möglich machen.“Die letzte Projektphase hat zum Ziel, dass eine vollständige industrielle Produktion der ersten Dämmplatten sein, die im Anschluss an zwei Gebäuden in der Tschechischen Republik und Spanien im Praxistest geprüft werden. BRIMEE wird über die nächsten vier Jahre bestehen und wird von der Europäischen Union im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms finanziell gefördert.Da in Europa rund zehn Millionen Merfamilienhäuser mit Baujahr vor 1975 einen zu hohen Energiebedarf aufweisen, hat die Europäische Kommission das Vorhaben, bis zum Jahr 2050 sämtliche Gebäude klimafreundlich zu modernisieren.Quelle: Fraunhofer Institut UMSICHTBild: © Melodea Ltd.
Seit dem 1. Juli 2013 entwickeln insgesamt 14 Partner aus Architektur, Forschung und Industrie aus Europa und Israel