Das Heizen mit Eis hört sich zunächst paradox an. Dabei ist das Grundprinzip recht einfach: Immer wenn Wasser gefriert, wird Kristallisationswärme freigesetzt. Und diese Kristallisationswärme entspricht derselben Wärmemenge, die man gewinnt, wenn man Wasser von 80 °C auf 0 °C abkühlt. Der Kristallisationsprozess ist zudem durch die Zuführung von Erdwärme, Luftwärme oder Solarwärme beliebig steuerbar. So kann immer wieder aufs Neue eine enorme Menge an Kristallisationsenergie freigesetzt werden. „Dieses physikalische Phänomen kommt der extrem hohen Effizienz der Anlage im Betrieb über den gesamten Jahreszyklus hinweg zugute“, so Heiko Lüdemann, Geschäftsführer des Eisspeicher-Herstellers ISOCAL GmbH aus Friedrichshafen.
Die Wärme des Eisspeichers wird durch spiralförmig gewickelte Rohre, die vom Wärmeträger Glykol durchflossen werden, dem Wärmetauscher einer Wärmepumpe zugeführt. So entzieht die Wärmepumpe dem Eisspeicher Wärme und pumpt diese auf das zum Heizen der 483 Wohnungen benötigte Tempertaturniveau hoch. Dieser Vorgang setzt sich solange fort, bis das Wasser im Speicher beginnt, sich in Eis umzuwandeln. Gerade bei diesem sogenannten Phasenwechsel wird nochmal eine riesige Wärmemenge, die so genannte Kristallisationswärme, frei. Auch diese Wärme kann die Wärmepumpe zum Heizen nutzen. Gefriert das Eis weiter und sinkt deutlich unter den Gefrierpunkt, so muss wieder neue Wärme dem Eisspeicher zugeführt werden. Beim Hamburger Eisspeicher werden hierzu Solarkollektoren genutzt.
Nach Angaben des Herstellers wird die Anlage des EBV mit einem 1,5 Millionen Litern fassenden Eisspeicher die derzeit größte der Welt sein. Hierfür investiert der Bauverein rund eine Millionen Euro. Neben dem Bau des Eisspeichers und der Installationen von Solarkollektoren werden dafür die in den Wohnungen vorhandenen Elektroheizungen gegen ein modernes Heizungssystem, u.a. bestehend aus Gas-Brennwertgerät und Wärmepumpe ausgetauscht. Für die gesamte Maßnahme gibt der EBV insgesamt knapp fünf Millionen Euro aus. Diese Investition zahlt sich aus: „Unsere Mieter sparen nach Fertigstellung mehr als fünfzig Prozent Heizkosten ein“, sagt Joachim Bode, Vorstandsvorsitzender des Eisenbahnbauvereins Harburg.
Foto: Entlang der Wärmetauscherrohre bilden sich Eiszylinder (Quelle: isocal GmbH)
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