Schon E10 getankt?
Mir ist bisher kein Fall bekannt, in dem E10 tatsächlich zu Motorschäden geführt hat. Und auf den Vorwurf, dass Biokraftstoffe zur Verschlimmerung der weltweiten Ernährungssituation beitragen, möchte ich erwidern, dass Bioethanol & Co bei allen Risiken auch deutlich zur Verringerung des Welthungers beitragen können. Die meisten Entwicklungsländer können sich fossile Kraftstoffe nicht leisten oder verfügen nicht über die notwendigen Rahmenbedingungen, um diese zu vertreiben. Deshalb setzen viele Staaten Afrikas auf den Einsatz von Pflanzenölen, die auf den eigenen Landflächen gewonnen und zur Revolution der landwirtschaftlichen Produktion genutzt werden können.
Das Tanken von E10 ist meiner Einschätzung nach eine interessante Alternative, um den Kraftstoffmarkt mittelfristig zumindest leicht zu verändern. Bisher habe ich noch mit keinem Autofahrer gesprochen, der mit der annähernden Monopol-Stellung der Mineralölkraftstoffe komplett zufrieden ist.
Bioethanol zum Heizen des Weihnachtskamins
Die energetische Nutzung von Bioethanol muss nicht in PKW oder Lastwagen stattfinden, sondern es kann auch zum Betrieb von Kaminen oder Blockheizkraftwerken (BHKW) eingesetzt werden. So kann mit Hilfe von flüssigem Bioethanol, Bioethanol-Gels oder Bioethanol-Pasten ein Kamin betrieben werden, der keinen Schornstein benötigt und dank seiner offenen Flamme trotzdem für eine gemütliche Wärme sorgt. Aber Achtung, bei der Nutzung eines Bioethanol-Kamins sollte man sich im Vorfeld unbedingt auch Gedanken zum Brandschutz machen! Eine Kerze lassen wir ja auch nicht brennen, wenn wir das Haus verlassen.
Wer sich dem Abenteuer hingeben möchte, der findet ein breites Spektrum an möglichen Designs und Größen für einen Bioethanol-Kamin im Handel.
Einsatz von Bioethanol in Zahlen
Bei aller anfänglichen Euphorie spielt Bioethanol momentan noch eine Randerscheinung innerhalb der Familie der Energieträger und der Löwenanteil des aktuellen Bioethanol-Verbrauchs wird durch den Einsatz als Biokraftstoffgemisch (E5, E10 und E85) an Tankstellen gesichert. Die Produktion des nachwachsenden Ethanols stammt in Deutschland zu zwei Dritteln aus Getreide (Weizen, Gerste, Triticale) und zu einem Drittel aus der Zuckerrübe.
Wie die folgende Grafik zeigt, hat sich der Absatz von Bioethanol in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Bei einer maximalen Produktionskapazität von 1 Millionen Jahrestonnen wurden in Deutschland rund 600.000 Millionen Tonnen Bioethanol (Stand 2011) erzeugt.
Die gesellschaftliche Kritik an Biokraftstoffen hat in diesem Sommer ihren vorübergehenden Hochpunkt erreicht und vor allem die Bioenergie-Studie der Leopoldina hat es der Entwicklung von Biodiesel & Co sehr schwer gemacht.
Als unverbesserlicher Optimist und Bioenergie-Enthusiast bin ich aber davon überzeugt, dass sich die Vorteile von Bioethanol mittelfristig durchsetzen und wir in 10 Jahren vielleicht sogar E20 tanken werden – ein Biokraftstoffgemisch, das in Brasilien bereits seit vielen Jahrzehnten der Standard ist. Vielleicht fahren wir ja im kommenden Jahr alle mit einem E10 betankten Auto zu einer Weihnachtsfeier, deren gemütliche Wärme aus einem mit Bioethanol beheizten Kamin stammt, um den sich Freunde versammelt haben und Bioethanol (Glühwein) trinken. Der Weihnachtsmann fährt jedenfalls mit einem mit E10 betriebenen Schlitten, um seine Rentiere ab und an zu entlasten – habe ich zumindest gehört.
Ich wünsche Ihnen eine frohe und gemütliche Weihnachtszeit.
Ron Kirchner ist Energieblogger und Redakteur des Bioenergie-Blogs BiomassMuse. Hier erfahren Sie mehr über Ron Kirchner.
Bild „Ethanol“: Lukáš Mižoch
1 Kommentare