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Quo vadis SolarWorld?

Die Dauerkrise der deutschen Solarindustrie geht in die nächste Runde. Nachdem bereits zahlreiche Unternehmen wie Solar Millennium oder Conergy Insolvenz anmelden mussten, kämpft auch der einstige „Vorzeigekonzern“ der Branche SolarWorld ums nackte Überleben. Das Photovoltaik-Technologieunternehmen aus Bonn ist der letzte große Überlebende einer Industrie, die derzeit von den nationalen aber auch internationalen Marktentwicklungen gebeutelt ist.

Mit dem Börsengang 1998 begann der Siegeszug der SolarWorld AG, Gründer und Vorstandsvorsitzender Frank Asbeck wollte sich Ende der 90er nicht mehr länger nur auf den Handel mit Photovoltaik-Modulen, Wechselrichtern und Komponenten beschränken. Die Produktion sowie der internationale Vertrieb von Solarstromtechnologie wurden als neue zentrale Geschäftsfelder etabliert. Bedingt durch die hohe Förderung von Solarstrom und den daraus resultierenden Erneuerbaren Boom in Deutschland wurde aus dem ursprünglichen Ingenieurbüro sehr schnell ein internationaler Konzern. Unterstützt wurde der Aufstieg von SolarWorld auch durch direkte Subventionen/ staatliche Fördergelder, allein in Deutschland waren es von 2003 bis 2011 rd. 130 Millionen Euro. In dieser Zeit wagte man auch den Schritt ins Ausland, nach Spanien und die USA. SolarWorld ist bis heute mit dem Ausbau seiner Produktionsstätte in Hillsboro der größte Anbieter kristalliner Solarstromtechnologie in den USA. Mitte der 2000er Jahre beschäftigte das Unternehmen weltweit über 3.500 Mitarbeiter.

Auch SolarWorld bekommt die Krise zu spüren

Doch die Erfolgsgeschichte scheint sich langsam aber sich dem Ende zuzuneigen. Nachdem SolarWorld lange Zeit hohe Gewinne auswies, rutschte es im Zuge der Krise der gesamten Solarbranche Ende 2011 deutlich in die Verlustzone. Alleine in 2012 sorgten Wertberichtigungen von rd. 120 Millionen Euro für einen Verlust in Höhe von knapp 144 Millionen Euro. Wie drastisch die Zahlen sind, erahnt man erst im Vergleich zum Vorjahr, als das Unternehmen noch einen Gewinn von rd. 70,5 Millionen Euro verbuchte. Als Konsequenz strich SolarWorld bis Ende 2012 ca. 300 Stellen. 2011 verloren bereits 500 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Aktuell beschäftigt SolarWorld „nur“ noch knapp 2.400 Mitarbeiter.

Neben der weiterhin anhaltenden wirtschaftspolitischen Diskussion in Deutschland hinsichtlich der steigenden EEG-Umlage sieht SolarWorld CEO Asbeck vor allem den Preisverfall der Modulpreise, ausgelöst durch das Preisdumping chinesischer Konkurrenten, als Hauptgrund für die Krise in Deutschland/Europa. Bedingt dadurch rechnet Asbeck zudem mit weiter sinkenden Erlösen bei gleichzeitig steigendem Absatz.

Europa hat einen neuen Sonnenkönig

Der Erfolg von SolarWorld ist eng mit dem Engagement und Unternehmertum von Gründer und Firmenchef Frank Asbeck verbunden. Der 54-jährige Hagener wurde während der Boom-Jahre der Solarwirtschaft als neuer Sonnenkönig Europas gefeiert, Asbeck war das glänzende Aushängeschild einer Wachstumsbranche und gern gesehener Gast bei gesellschaftlichen bzw. politischen Anlässen. 2009 veröffentlichte Asbeck sogar ein Buch mit dem Titel „Eine solare Welt“, darin erklärt der Diplom-Ingenieur wie sich die Photovoltaik entwickelt hat und warum sie in der Energieversorgung der Zukunft eine Schlüsselrolle spielen wird. Jene Zukunft, um die der Unternehmer auch in Krisenzeiten wie kaum ein anderer kämpft.

Asbeck war einer der Ersten, der sich beim Preiskampf gegen asiatische Billig-Module für Strafzölle ausgesprochen hat und dies mit Erfolg. Anfang Juni hat die Europäische Union entsprechende Strafzölle für chinesische Solartechnik verhängt. Die Strafe erfolgt in zwei Stufen: zunächst sind es 11,8 Prozent auf alle aus China eingeführten Solarprodukte. Nach zwei Monaten sollen die Zölle dann auf 47,6 Prozent steigen.

Das nachhaltige Engagement von Asbeck und SolarWorld scheint sich gelohnt zu haben. Laut chinesischen Pressemeldungen ist die Volksrepublik offenbar bereit zu einem Kompromiss. China soll über eine Obergrenze für das jährliche Exportvolumen von Solarmodulen nachdenken, außerdem sei ein Mindestpreis für Ausfuhren in die EU vorgesehen.

Wie geht es weiter mit SolarWorld?

Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ist Asbeck von den Zukunftsaussichten der Branche und SolarWorld überzeugt. Der Schuldenberg ist in den vergangenen Jahren auf mehr als 900 Millionen Euro angewachsen. Um den angeschlagenen Konzern vor einer drohenden Insolvenz zu bewahren war ein Schuldenschnitt unabdinglich. Das Unternehmen hat Mitte Juni einen Rettungsplan vorgelegt der die Zukunftsfähigkeit der Bonner sichern soll. Danach steigt der internationale Investor Qatar Solar mit 35 Millionen Euro bei SolarWorld ein. Zusätzlich gibt es ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen Euro von den neuen Investoren. Auch Frank Asbeck selbst beteiligt sich mit seinem Privatvermögen an dem geplanten Turn-around und schießt weitere 10 Millionen Euro zu. Neben der Eigen- und Fremdkapitalspritze haben sich die Gläubiger darauf verständigt, dass 55 Prozent der Schulden nicht zurückgezahlt sondern in neue Aktien umgewandelt werden. Auch in Sachen Mitarbeiter möchte SolarWorld die 2.400 Stellen weltweit langfristig sichern.

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