Energie

Wärmemonitor 2017: Heizkosten noch stabil, Klimaschutzziele verfehlt

Heizkörperthermostat Bild: pixabay.com

Die Heizkosten sind ebenso wie die Heizenergiepreise im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge gesunken. Das hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin) im Wärmemonitor 2017 ermittelt. Das liest man gern – es wird mittelfristig allerdings wohl nicht so preiswert bleiben.

Die Berechnungen basieren auf den Heizkostenabrechnungen von 300.000 Mehrfamilienhäusern in Deutschland auf der Grundlage von Daten des Energiedienstleisters ista Deutschland GmbH und erfolgten klima- und witterungsbereinigt.

Die Heizkosten in Deutschland sind laut Wärmemonitor 2017 mit 6,7 Prozent wiederholt deutlich gesunken. Der Rückgang der Heizkosten entspricht damit fast exakt den um 6,8 Prozent gesunkenen Preisen für Heizenergie – der Verbrauch selbst hat sich in den vergangenen Jahren also praktisch kaum verändert.

Die Heizkosten fallen zusammen mit den Energiepreisen zum vierten Jahr in Folge

Die Heizkosten fallen zusammen mit den Energiepreisen zum vierten Jahr in Folge, Grafik: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)

Steigende Heizkosten in Sicht

Im Verlauf der nächsten Heizperioden prognostiziert das DIW Berlin steigende Kosten für die Beheizung, da die Preise für Heizöl zwischenzeitlich deutlich angezogen haben. Man geht davon aus, dass die Heizenergiepreise in der Breite mit einer gewissen Verzögerung darauf reagieren werden.

Klimaziel für 2020 klar verfehlt

Während die aktuellen Heizkosten für den Verbraucher eher positiv ausfallen, bleibt die Entwicklung doch hinter den Erwartungen und selbstgesteckten Zielen der Politik zurück, denn seit 2010 hat sich der Energiebedarf kaum verändert. Das Klimaziel für 2020 sah eigentlich eine Reduktion des Bedarfes um zwanzig Prozent vor.

Der Heizenergiebereich ist von besonderem Belang, da der Gebäudebestand für ein knappes Drittel der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. „Ohne eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden sind daher die Klimaziele nicht zu erreichen“, so DIW-Immobilienökonom Claus Michelsen, der die Studie zusammen mit Jan Stede und Puja Singhal erstellt hat. „Effizienzanforderungen bei Neubauten sollten nicht aufgeweicht, für den Gebäudebestand zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden.“ Allein der Wärmebedarf privater Haushalte für Heizung und Warmwasser übersteigt mit rund 560 Terawattstunden (TWh) pro Jahr den gesamten deutschen Stromverbrauch von jährlich 520 TWh.

„Die gute Nachricht ist, dass die Mieter weniger für das Heizen ausgeben mussten“, kommentiert Thomas Zinnöcker, CEO von ista, die Studie. „Die schlechte Nachricht ist, dass beim Klimaschutz keine Fortschritte erzielt wurden. Wir müssen als Gesellschaft lernen, noch wesentlich effizienter mit Energie umzugehen. Beim Heizen kann jeder Einzelne von uns einen wichtigen Beitrag dazu leisten.“

Ost- und Süddeutschland haben den geringsten Wärmebedarf

Der Energiebedarf im Osten lag im Jahr 2017 um gut sechs Prozent niedriger als im Westen. Leichte Rückgänge gegenüber dem Vorjahr gab es fast ausschließlich in den ostdeutschen Bundesländern – nur in Hessen ging die Nachfrage um 0,4 Prozent zurück. Den größten Zuwachs gab es mit 2,9 Prozent in Hamburg (ohnehin bereits Spitzenreiter). Im Süden und Westen stagnierte der Energiebedarf, wenn auch im Süden auf niedrigerem Niveau.

Die günstigste Region ist – das Allgäu mit jährlich 4,55 Euro je Quadratmeter. Am anderen Ende Deutschlands steht der Südwesten Schleswig-Holsteins mit 12,20 Euro je Quadratmeter: Hier fällt der höchste Energiebedarf mit den zweithöchsten Preisen pro Kilowattstunde zusammen.

Gründe in den regionalen Unterschieden sehen die Wissenschaftler bei den ostdeutschen Bundesländern vor allem in der Sanierungswelle Anfang der 90er Jahre. Im Süden dürfte vor allem der höhere Neubaubestand eine Rolle spielen.

Alle Hintergrundinformationen gibt es im DIW Wochenbericht 39 (PDF).

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